"Ich liebe das Leben und freue mich
auf den Tod",
sagte unser Werner Bonßdorf, der am 10.06.2007 in
Schleswig mit 87 Jahren verstorben ist. Stets jung in seinem
Denken, imponierte er literarisch mit hintergründigem Humor,
malerisch mit leuchtenden Landschaften in Öl. Zahlreiche
Ausstellungen in NRW und zuletzt auch in Schleswig-Holstein
fanden breites Interesse. Als Handelslehrer unterrichtete der
Dresdener in Sachsen und im Rheinland, bevor es ihn 1981 aus
Liebe zur Landschaft nach Schleswig-Holstein zog.
Nach Kräften nicht grad
überschüssig
war Bum des Lebens überdrüssig.
Der Staatsanwalt war ihm gewogen,
das Mädchen von ihm fortgeflogen,
aus pekuniär bekanntem Grund
bepinkelte ihn jeder Hund
an Stelle des Laternenpfahles.
Auf sein Haupt, sein schütterkahles,
entluden sich die Donnerwetter
des Alltags und kein Lebensretter,
geschweige denn der liebe Gott,
half ihm dem Bum aus seiner Not.
Dergestalt nun angelandet,
lebens- hin- und hergestrandet,
legt Bum sich um sein Dürrgenick
den bewussten letzten Strick.
Er besteigt voll Selbstmitleid
einen Stuhl, zum Sprung bereit.
Er wäre sicher auch gesprungen,
hätt nicht wo ein Lied geklungen.
Auf der Straße sang ein Kind
von der Sonne und vom Wind.
Das klang Bum so froh und munter,
also stieg er wieder runter
von dem kläglichen Schafott,
freute sich und dankte Gott.
Zu guter Letzt, in aller Eil,
erhielt das Kind ein Springeseil.
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MA 02.12.2011