Das Beste aus fünf Jahren CoLibri
Mehr als 110 Gäste bei der Jubiläumslesung im Kulturzentrum Schleswig am 01. April 2006
Im Jahre 2001 sammelte die Lyrikerin Marion
Kath die CoLibris um sich, Autoren aus dem nördlichen
Landesteil, die sich seither regelmäßig im Schleswiger Domcafé
treffen. Nach zaghaften Anfängen bald flügge geworden,
präsentierten die CoLibris in der Folge über vierzig Lesungen
und feierten jetzt unter dem Dach des Kulturzentrums Schleswig
e.V. ihren fünften Geburtstag. Mehr als 110 zum Teil weit
angereiste Gäste, unter ihnen die Gründerin, drängten sich in
das bis über den letzten Platz hinaus vollbesetzten Haus in der
Langen Straße 6. Bürgermeister Thorsten Dahl
beglückwünschte die Autorengruppe, welche die mit Kunst und
Musik verwöhnte freundliche Kulturstadt Schleswig durch das Wort
bereichere. Elisabeth Melzer-Geissler, 1. Vorsitzende des
Verbandes Schriftsteller in Schleswig-Holstein e.V. erinnerte an
die Doppeldeutigkeit des Wortes CoLibri und verglich die Vielfalt
der schreibenden Bücherfreunde mit den dreihundert bunten
Kolibriarten. Dann führte Manfred Augustin routiniert
durch dass Programm, welches entsprechend seinem Titel "das
Beste aus fünf Jahren" manchem treuen Zuhörer eine
erfreuliche Wiederbegegnung mit Gelungenem, den meisten aber
Neues und Überraschendes auf hohem Niveau bescherte. Da
schilderte die Glücksburgerin Birgit Hambach die Geest
und den von der Natur getriebenen Hellemann in
lyrisch anmutender Prosa. Voll Gefühl und sich selbst
einbringend las die Husumer Künstlerin Gudrun Thomas-Feuker,
die in ihrer bilderreichen Lyrik versucht die Weite einzufangen
und in ihr Haus zu tragen. Köstlich "der Toten-Karl"
von Irmela Mukurarinda aus Horstedt. Er muss mit der
kleinen Ulrike am offenen Grab philosophieren, und Heidemarie
Rützel aus Eckernförde berichtet niederdeutsch aus der
Vorkriegszeit von "Marie", die für den Fehltritt ihrer
Schwester büßen soll. Gefion Clausen aus Berend lenkt in
"das Geschenk" einen Segelflieger über Marschen und
Nordsee und erst zuletzt merken die gespannten Gäste dass sie
einer Kriminalerzählung lauschen. In William Simons (Reinhold
Kusche, Busdorf) "Verkaufte Seelen" beeindruckt ein
Mafiaboss nach dem Tod seines Sohnes mit pointierter Rache.
Neugierde weckte Kathinka Wantula aus Schleswig in ihrem
Romanauszug "das weiße Amulett": Pharaonen, so ergab
die Untersuchung ägyptischer Mumien, wurden 140 Jahre alt - doch
sie starben keines natürlichen Todes. Der Schleswiger Detlef
Hager dagegen erzeugte Heiterkeit mit den ausufernden
"Gedanken eines Vaters", der erfährt, dass die Tochter
einen Freund hat, ebenso Hans Max Werner aus Berend der im
Stil eines gepflegten Büttenredners "meine DDR"
vorstellte. Lachsalven begleiteten auch den Schleswiger Rolf
Kamradek, der das im Vorfeld von vielen Gästen gewünschte
"Selbstportrait" eines skurrilen 94-jährigen vortrug,
eingebettet in 100 Jahre deutsch-dänischer Geschichte. Wie
manche Frau sich einen Mann wünscht, erzählte mit viel Witz Barbara
Boltes aus Schleswig. In "Rebeccas Tomate" ist er
ganz winzig, und sie kann ihn am Halsband führen. Genüsslich
erzählte der Goosfelder Karl Heinz Groth als souveräner
Gastleser auf Plattdeutsch. "Swien is Swien" denkt ein
Transportunternehmen, liefert wegen eines Gebührenstreites ein
Meerschweinchenpaar nicht aus und muss die fatalen Folgen tragen.
Moderator Manfred Augustin aus Husum, der auf der
Konzertgitarre zusammen mit dem Schleswiger Detlef Albers
auf der Altflöte den Abend auch musikalisch stimmungsvoll
umrahmte, beschloss mit Gedichten, die in ihrer Schlichtheit
berührten und seinem "Lass uns Eskimos sein", das zum
Kultlied der CoLibris geworden ist.
Die Jubiläumsveranstaltung, einschließlich zweier Pausen, in denen die Autoren an ein Büffet baten sie wurden von der Nord-Ostseesparkasse, von in Natura, Schleswig, und von Heine-Delikatessen, Eckernförde, unterstützt dauerte vier äußerst unterhaltsame Stunden. Ein Besucherabschmelzen war trotz der räumlichen Enge nicht feststellbar. Auch anschließend feierten zahlreicher Gäste weiter mit den CoLibris.
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MA 15.01.2007