Menschen, Tiere und Mee(h)r

Dritte Lesung der Autorengruppe CoLibri im Volkskundemuseum Schleswig
am 20.10.06

Zum dritten Mal hatte das Volkskundemuseum die überregionale, aber in Schleswig beheimatete Autorengruppe CoLibri zu einer Lesung, diesmal unter dem Titel "Menschen, Tiere und Mee(h)r", auf den Hesterberg eingeladen. Museumsleiter Guntram Turkowski, hatte die Schriftsteller aus Schleswig-Holstein, Berlin und Württemberg gerade begrüßt, als Reinhold Kusche (William Simon), Krimiautor aus Busdorf, die 55 Zuhörer schon mit einer packenden Action-Szene aus seinem Roman "Gefährliche Rückkehr" fesselte. Aus dieser Spannung befreite sie Hans Max Werner aus Nübel mit der Satire "Nomen est omen", in welcher er die Doppelnamenmanie aufs Korn nimmt. Sylta Lauerwald aus Schleswig fühlt sich in ihrer Erzählung "Die Katze" von dem Tier unheimlich verfolgt und dennoch angezogen, bis ein Unfallereignis sie zwingt, eine Entscheidung in ihren Gefühlen zu treffen. Die Glücksburgerin Birgit Hambach beeindruckte wieder einmal mit einer stilistischen Meisterleistung. "Die wundersame Möwe" bringt mit ihrem Flug über die Flensburger Förde die Zeit, die sonst still stehen würde - unvorhergesehen oder erwartet, beglückend oder bedrückend. Von der Förde ging es dann rund um die Erde. Der Nürtinger Ingo Brenner bot "griechische Impressionen“, lyrische Wortbilder voll südlicher Stimmung und Unendlichkeit, die der Fotokünstler auch durch seine Aufnahmen belegte. Dann führte Rolf Kamradek aus Schleswig rhetorisch gewandt in die bolivianischen Anden. "El Chico", der scheinbar unbekümmerte Schuhputzerjunge berichtet bei seiner Arbeit von beklemmenden Realitäten. Er lacht, immer wenn seine Geschichten unheimlich werden - und mit ihm auch die Zuhörer. Der Schleswiger Detlef Hager erlebt dann in "der Sturz" die Auflösung seiner Empfindungen und Gedanken beim Übergang in den Tod. Ein ähnliche Erfahrung hatte Ingeborg Jakszt-Dettke aus Berlin. Sie berichtete authentisch und doch mit literarischem Ausdruck, wie sie am "26.Dezember" von der Tsunamiwelle erfasst wurde und nach Rettung unter den Toten nach ihrem Mann suchte. Unvergesslich die Szene, in der ein lächelnder Buddha an der um ihr Leben Schwimmenden vorbeitreibt. Zurück in Schleswig-Holstein reist die Husumer Künstlerin und Lyrikerin Gudrun Thomas-Feuker voller Empfindungen "in dem Land, in dem die Bäume Kirchengänge machen" und "wo jeder Schritt zum Rand den Himmel weiter werden lässt". Wie immer moderierte Manfred Augustin aus Husum die CoLibris und begleitete sie mit seiner Gitarre. Die Veranstaltung wurde unterstützt von der Nord-Ostsee Sparkasse.

 

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MA 15.01.2007