Literaturcocktail 2007 und Gefallende Blätter

Lesungen der Autorengruppe CoLibri
im Kleinen Handelshof, Busdorf, und im Volkskundemuseum, Schleswig

Gleich zweimal lasen Autoren der überregionalen Gruppe CoLibri in unserer Region. Am 25. Oktober, von der Leihbücherei eingeladen, gestalteten sie den "Literaturcocktail 2007" im Kleinen Handelshof, Busdorf. Am 02. November traten sie im Rahmen der Schleswiger Kulturwochen, zum vierten Mal in Folge, im Volkskundemuseum Schleswig zur Herbstlesung an, diesmal unter dem passenden Titel „Gefallende Blätter“. Und es konnte gefallen, was die 30 Besucher in Busdorf und die 60 in Schleswig hören durften. Der Busdorfer Reinhold Kusche alias William Simon überfiel sie mit einer kurzen Actionszene aus seinem Krimi "Im Netz der Schleuser". Birgit Hambach aus Glücksburg führte die Busdorfer mit der doppeldeutigen Geschichte "Im Oluf" nicht nur ins Rotlichtmilieu, sondern auch an der Nase herum, ließ dagegen die Besucher in Schleswig "Das Lächeln der Tiere" erkennen. Die niedlich vermenschlichte Kreatur aber lebt weiter ihrer Natur und schließlich sind es die Menschen, die unter Artenschutz gestellt werden müssen. Die Pfarrerstochter Ulrike der Horstädterin Irmela Mukurarinda trotzt mit Witz und Hartnäckigkeit der Gleichmacherei im sozialistischen „Erntekindergarten“ der DDR. "Quel odeur!" ruft Detlef Hager aus Schleswig und durchleidet die durch Werbung für Körperpflege bewirkte Verunsicherung eines Patienten beim Arztbesuch. Auch der Schleswiger Rolf Kamradek nahm das Streben nach dem normierten Schönheitsideal aufs Korn: Voller Situationskomik kämpfte sein Protagonist mit dem "Pümpel" gegen Haarausfall und brachte die Schleswiger zum Lachen, die Busdorfer hingegen durch die Nöte, die Schüler einer "Tanzstunde" erlebten. Manfred Brinkmann aus Wester-Ohrstedt, der nur in Busdorf las, bot geschliffene Gedichte aus seinem Buch "Der kleine Rilkebaukasten" und gab Einblicke in die vielbeschworene Dichterwerkstatt. Gudrun Thomas-Feuker aus Husum merkte man die Lyrikerin in ihrer Prosa an. In "Beginn einer Reise" gerät sie, begleitet von ihrer Freundin und Bob Dylan, in die Tücken des griechischen Alltags. Ingeborg Jakszt-Dettke aus Berlin, berichtete mit viel Humor und Nachkriegskolorit von Problemen durch Aberglauben und "Die dreizehnte Kirsche". Schließlich überrollte "Das Bild" des Malers Bettermann die Schleswiger Autorin Sylta Lauerwald in der Nospa-Gallerie und führte in dramatischer Sprache zur Wiederbegegnung mit ihrer Heimatinsel Sylt. Nur in Busdorf las Wilhelm Hasse aus Eutin feine und doppelbödige Lyrik. "So viel Nichts ist nirgendwo sonst" ruft er beim Anblick des Meeres und meint das Gegenteil. Auch Gerhard Edens, kein CoLibri-Autor, aber in Busdorf beheimatet und bekannt, las nur im Handelshof. Seine humoristische plattdeutsche Geschichte "De Fledermusdröm" ließ schmunzeln.

Manfred Augustin aus Husum moderierte souverän und begleitete mit der Konzertgitarre. Er erinnerte in Schleswig auch an die verstorbenen CoLibri-Mitglieder Barbara Boltes und Werner Bonßdorf und rezitierte Gedichte beider Autoren, die sich mit dem Tod befassten – einmal ernst, einmal heiter. Mit dem Kultlied der CoLibris, Augustins "Lass uns Eskimos sein", endeten an beiden Leseorten unter viel Beifall die gelungenen Abende.

 

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MA 04.01.2008